Mit Vielfalt punkten - Jahresbericht 2012

2012 
Im vierten Projektjahr „Mit Vielfalt punkten“ (MVP) lag das Schwergewicht bei der ersten Wiederholung der Bestandsaufnahmen bei den 24 im Jahr 2009 bearbeiteten Betrieben respektive bei den 24 Vergleichsbetrieben sowie bei den Auswertungen. Das Projekt lauft weiterhin nach dem vorgesehenen, ursprunglichen Zeitplan, es konnten sogar einige nicht vorgesehene Teile (Auswahlwerkzeug Leitarten, weitergehende sozio-okonomische Analysen) eingefugt werden. Erste Auswertungen des umfangreichen Datensatzes zeigen, dass das Punktesystem ein geeignetes Instrument ist, um die Biodiversitat auf einem Landwirtschaftsbetrieb abzuschatzen. Da die Biodiversitat auf einem Betrieb neben anthropogenen auch von zahlreichen nicht vom Bewirtschafter beeinflussbaren Faktoren (v.a. Standortfaktoren) beeinflusst wird, wurden diese in einem stufenweisen Vorgehen uberpruft und eingesetzt. Wir haben dazu die Punktezahl von 133 Betrieben mit den Vorkommen von Pflanzen, Heuschrecken, Tagfaltern und Vogeln verglichen, wobei wir pro Organismengruppe mehrere verschiedene Masse verwendeten, z.B. Zahl aller vorkommenden Arten, Dichte von Arten gemass Umweltzielen Landwirtschaft (UZL) oder Prasenz von Arten der Roten Liste. Insgesamt erhielten wir so 19 Indikatoren, bei 12 davon gab es einen signifikanten Zusammenhang mit dem Punktesystem. Sehr viele signifikante Zusammenhange finden sich bei der Artenzahl und Dichte aller Arten (Pflanzen, Heuschrecken, Tagfalter und Vogel), nur wenig Zusammenhange hingegen bei den eng gefassten Indikatoren, welche nur die Arten der Roten Liste umfassen. Wir pruften auch, ob andere Masse wie Anteil der okologischen Ausgleichsflachen (oAF), Anteil der oAF mit Qualitat oder Anteil naturnaher Lebensraume die Biodiversitat auf dem Hof noch besser erklaren als das Punktesystem. Insgesamt beschrieben dabei die Modelle mit den naturnahen Lebensraumen die Varianz der Indikatoren zwischen den Betrieben am besten. Es folgten die Modelle mit den Punktezahlen und die Modelle mit den okologischen Ausgleichsflachen mit Qualitat. Die naturnahen Lebensraume konnen nur mit grossem Aufwand und durch Fachleute im Feld erhoben werden. Deshalb ist das Punktesystem das verlasslichste der einfach zu erfassenden Schatz-Masse fur die Biodiversitat auf einem Betrieb. Das im MVP-Projekt entwickelte Leitartenset (Artenkarten) weckt zunehmend Aufmerksamkeit bei den offiziellen landwirtschaftlicher Fachstellen. Auf Anfrage von BAFU und BLW soll das aktuelle Set weiterentwickelt und an die aktuellen agrarpolitischen Ziele (vgl. Operationalisierung der UZL-ArtenN) angepasst werden. Alle Betriebe, welche 2009 eine gesamtbetriebliche Beratung erhielten, wurden 2012 von unseren Beratern besucht. Die Landwirte wurden bei der Umsetzung der Okomassnahmen begleitet und unterstutzt. Sie erhielten auch Anregungen, weitere Aufwertungen in Betracht zu ziehen. Gleichzeitig erfassten die Berater auch den aktuellen Stand der bisher realisierten Massnahmen. Eine sozio-okonomischen Analyse eruierte im Rahmen einer qualitativen Auswertung von Interviews die Motivationen der Landwirte, etwas umzusetzen oder den Status quo zu belassen. Ziel war herauszufinden, welches die Schlusselfaktoren fur eine erfolgreiche Umsetzung sind. Einerseits wird dies durch die wahrgenommene Identitat, die Erfahrungen des Landwirts (Erfolg, Misserfolg) und durch direkten Nutzen der Landwirte massgeblich beeinflusst, andererseits spielen subjektiven Normen (Soziales Netz, Verantwortung, Faire Abgeltung der Massnahmen) eine wichtige Rolle. Das Konzept fur ein Handbuch fur Berater und Landwirte wurde erarbeitet. Im Handbuch werden die Erfahrungen der MVP-Berater einfliessen. Es wird ein umfassendes Werkzeug werden, das die aktuellsten Erkenntnisse aus Forschung, Beratung und Umsetzung enthalten wird. Diverse Arbeiten wurden im Bereich Offentlichkeitsarbeit geleistet. Vier Landwirte erhielten personlich auf sie zugeschnittene Hoftafeln. Mit dem stetigen Ausbau der Internetseiten www.vogelwarte.ch/mvp, www.fibl.org und www.bioaktuell.ch/de/pflanzenbau/biodiversitaet wird auch eine breite Offentlichkeit mit Informationen versorgt. Mit diversen Referaten und Publikationen im In- und Ausland wurden Fachkreise, Berater, Landwirte und Auszubildende uber die neuesten Erkenntnisse des Projektes informiert. Das Projekt findet in der Schweiz und in Europa zunehmend Interesse bei verschiedensten Akteuren in der Landwirtschaft, Natur- und Umweltschutz.
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